STAMMZELLENTHERAPIE Autologe Stammzelltransplantation bei aggressiven Krebsformen In jedem Jahr erkranken in Deutschland etwa 340 000 Menschen an Krebs. Bei einigen Tumor oder Bluterkrankungen geht man davon aus, dass höhere Dosen von Zytostatika wirksamer sind als niedrige. Da diese sehr hohen Dosen von Zytostatika die Blutbildung des Patienten nachhaltig (irreversibel) beeinträchtigen können, gibt man zur Korrektur dieses Defekts vor der Chemotherapie entnommene und außerhalb des Körpers (in flüssigem Stickstoff) gelagerte blutbildende Stammzellen in den Organismus zurück. Mit diesen "sät" man gewissermaßen das zerstörte Knochenmark wieder an. Mit anderen Worten, die eigentliche Tumorbehandlung ist die Hochdosischemotherapie. Die Stammzelltransplantation korrigiert die an sich unerwünschte und unnötige aber unvermeidliche Schädigung des Knochenmarks. Stammzellen sind die 'Mutterzellen', aus denen alle Blutzellen im Knochenmark entstehen. Sie sind selten und kommen vor allem im Knochenmark vor, manchmal allerdings auch im Blut, wo sie eine kleine (kleiner als 1%) Untergruppe bilden. Sie teilen sich und entwickeln sich zu drei verschiedenen Zelltypen weiter: zu den
Zunächst müssen die körpereigenen Stammzellen gewonnen werden. Früher entnahm man hierzu Knochenmark, da dieses die Stammzellen enthält. Die Übertragung von Knochenmark bezeichnete man dann als autologe Knochenmarktransplantation. Heute werden in den meisten Fällen Stammzellen aus dem Blut gewonnen. Die Übertragung dieser Zellen bezeichnet man als periphere Blutstammzelltransplantation. Um diese peripheren Blutstammzellen zu gewinnen müssen sie zunächst mobilisiert werden (Stammzell-Mobilisation). Dies geschieht mit Gabe von Wachstumsfaktoren, die ähnlich wie Insuline unter die Haut gespritzt werden. Dies geschieht über einige Tage. Danach werden die Blutstammzellen über eine Art Filtrationsverfahren gewonnen, getestet und bei ca. – 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff gelagert (Kryokonservierung). Sollten mehr Stammzellen als für die nächste Behandlung benötigt gewonnen werden, können diese über Monate und Jahre so gelagert werden. Hochdosischemotherapie Nach zwei oder drei normal dosierten Chemotherapiezyklen wird die Hochdosis-Chemotherapie verabreicht. Die Auswahl der zu verabreichenden Zytostatika richtet sich nach der Erkrankung des Patienten. Weil die Hochdosischemotherapie schwere Nebenwirkungen haben kann, werden alle Patienten stationär aufgenommen. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind Übelkeit und Erbrechen, Geschmacksstörungen, Durchfall, Mundschleimhautentzündungen, Hautausschläge, Fieber und Infektionen. Ziel der Hochdosischemotherapie ist es, alle Tumorzellen im Körper komplett zu zerstören, was mit einer normal dosierten Chemotherapie meist nicht gelingt. Die Dosis entspricht daher etwa dem 10fachen. Dies führt unweigerlich auch zum Absterben der Blutbildenden Zellen im Knochenmark. In dieser Zeit ist das Immunsystem völlig lahm gelegt und die Infektgefahr ist sehr hoch. Stammzelltransplantation Nach einem Tag Pause nach der letzten Dosis Chemotherapie werden die Stammzellen aufgetaut und über den Katheter in die Vene verabreicht. Die ins Knochenmark eingewanderten Zellen wachsen dort über 10-15 Tage an. Ein Prozess, der „Engraftment“ genannt wird. Sobald die Anzahl der Blutzellen wieder nachweislich angestiegen ist, können die Patienten das Krankenhaus verlassen und werden ambulant weiter behandelt. Weil die Transplantation eine komplexe medizinische Behandlung ist, sollte sie in einem Zentrum durchgeführt werden, das diese Behandlung häufig macht und wo Ärzte, Schwestern und Pfleger Erfahrung damit haben. |